Mastitis ist zusammen mit Fruchtbarkeitsproblemen die häufigste Erkrankung von Milchkühen; sie führt zu beträchtlichen ökonomischen Verlusten durch vorzeitige Ausmerzungen, Milchverlust und erhöhtem Arbeitsaufwand und ist eine der häufigsten Indikationen für den Einsatz von Antibiotika beim Milchvieh.
2010 wurden die gesamtschweizerischen Mastitis-Kosten im Rahmen einer Studie in der Höhe von CHF 129.4 Millionen pro Jahr geschätzt. Die Eutergesundheitskosten pro laktierende Kuh wurden auf CHF 396 geschätzt, wobei vor allem die verminderte Milchproduktion für die Mehrheit dieser Kosten verantwortlich war.
Mastitis ist eine Entzündung des Eutergewebes und steht meist in Verbindung mit einer intramammären Infektion durch Bakterien. Andere nicht-bakterielle Gründe können zum Beispiel Trauma, chemische Reize oder Hefen sein.
Die bakteriellen Mastitiserreger können in zwei Gruppen unterteilt werden:
Diese Erreger sammeln sich vor allem auf dem Euter und auf der Zitzenhaut an. Sie können leicht von Kuh zu Kuh übertragen werden, insbesondere während des Melkens und gelangen dann in das Euter durch den offenen Strichkanal.
Beispiele für euterassoziierte Erreger sind Staphylococcus aureus oder Streptococcus agalactiae.
Kontagiöse Erreger können kontrolliert werden, indem der Kontakt zwischen infizierten und nicht infizierten Kühen kontrolliert wird (Melkhygiene, Melkreihenfolge, Trockenstehmanagement).
Diese Erreger leben normalerweise nicht auf dem Euter oder der Zitzenhaut der Kuh, sondern befinden sich in der Einstreu und den Stallungen der Herde.
Sie können als opportunistische Erreger in das Euter eindringen und haben einen starken Zusammenhang mit der natürlichen Immunität der Kuh.
Beispiele für Umwelterreger sind Escherichia coli (E. coli) oder Streptococcus uberis. Diese Keime dringen in das Euter der Kuh ein, vermehren sich dort und induzieren eine Immunreaktion. Mit einem gesunden Immunsystem können diese Erreger auch spontan eliminiert werden.
Diese Infektionen können vor allem durch Managementmassnahmen (Optimierung der Haltungsbedingungen und Anpassung der Fütterung) kontrolliert werden. Auch die Verstärkung des Immunsstatus der Kuh durch eine Impfung kann hilfreich sein.
Eine Mastitis kann klinisch oder subklinisch verlaufen:
Die subklinische Mastitis ist eine Euterentzündung ohne deutlich wahrnehmbare Symptome am Euter. Sie kann nur mit Hilfsmitteln wie dem Schalmtest oder der Zellzahlmessung diagnostiziert werden.
Die klinische Mastitis ist eine Euterentzündung, die mit deutlich wahrnehmbaren Symptomen am Euter und Veränderungen der Milch einhergeht (Schwellung, Verhärtung des Viertels, Veränderung der Milch). Auch der allgemeine Zustand des Tieres kann beeinträchtigt sein.
Die Mastitistherapie während der Laktation hängt von verschiedenen Faktoren ab und muss immer dem Fall entsprechend angepasst werden:
• Involvierter Keim
• Alter der Kuh bzw. Laktationsnummer
• Zeitpunkt der Infektion in der Laktation
• Verlauf der Mastitis
• Mastitisvorgeschichte, Vorbehandlungen
• Anzahl infizierter Viertel
• Klinische Befunde am Viertel/Euter
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